Sofienthal ("Schwarzbach", Černá Řeka) und die Sofienhütte (Černořecká Huť)

© Dr. Markus Gruber

 

Sophienthal (Černá Řeka)  wurde exakt am 30. Oktober 1790 gegründet, auch wenn es inoffiziell schon drei Anwesen gab (Jägerhaus, Mühle, Waffenschmiede). An diesem Tag verkaufte nämlich die Chodenschlosser Herrschaft Kauth an zehn deutsche Siedler Wald und ließ den Ort nach der Reichsgräfin Sophia von Stadion benennen. Die Bewohner sprachen aber immer nur von "Schwarzbach", und "Černá Řeka" ist davon die direkte Übersetzung. Die Glasmacherfamilie Schmaus erkannte bald das Potential, hier eine Glasschleife zu errichten. Außerdem bekam das Dorf 1803 ein Zollamt für die damals noch von Waldmünchen und Arnstein herführende Straße, die von Regensburg nach Pilsen ging (die heutige Hauptstraße wurde erst 1822 gebaut). 1839 bestand das Dorf schon aus 27 Häusern und 278 Einwohnern, die vier Spiegelglasschleifen produzierten 100.000 Stück Glas jährlich: 1837 hatte Graf Stadion ganz in der Nähe die Sophienhütte (Černořecká Huť) gegründet, die von 1838 bis 1884 von der bekannten Glasmacherfamilie Ziegler betrieben wurde. Sophienhütte hatte anfangs den Charakter eines selbständigen Dorfes mit eigenen Hausnummern und sogar einer eigenen Pfarrmatrik. Nachdem aber die Glashütte wegen Holzmangels und zu hoher Transportkosten für Kohle eingegangen war, mussten sich die Bewohner als Waldarbeiter, Bauern oder Sägearbeiter betätigen. Bedeutend war hier die Familie Baumann mit einem großen Sägewerk. An Gewerbe gab es in den 1930er und 1940er Jahren: Zwei Gasthäuser (Fellner und Swatosch), Bäcker, Gemischtwarenladen, Holzschachtelerzeuger, Mühle (Sokol), zwei Sägen (Baumann Johann und Dietz), Schmiede, Tabaktrafik, Tischler, Ziegelei (Baumann Johann). Angeblich hatte der aus Zwodau im Kreis Falkenau stammende, später weltberühmte Musiker Ernst Mosch (1925-1999), der es später mit seinen "Original Egerländer Musikanten" zu Weltruhm brachte, in Sophienthal in den Gasthäusern seine ersten Auftritte.

Sophienthal gehörte kirchlich zur Pfarrei Wassersuppen (Nemanice), politisch zur Gemeinde Haselbach (Lísková). Es hatte aber eine eigene Schule, die sich am Weg nach Heinrichsberg (Jindřichova Hora) befand und noch in tschechischer Zeit als kleine Dorfschule weiterbetrieben wurde; um 1970 wurde das Gebäude abgerissen. Bei Kriegsende, am 30. April 1945, waren Sophienthal und Nepomuk (Capartice) Schwerpunkte der Verteidigung der Wehrmacht (11. Panzerdivision) gegen die Amerikaner (90th Infantry Division). Durch den Beschuss der US-Armee brannten auch in Sophienthal einige Häuser ab. An der Hauptstraße, gegenüber dem Gasthaus "Swatosch", fielen sieben deutsche Soldaten, nachdem bei der Schule zwei "Sherman"-Panzer abgeschossen worden waren (siehe auch Rubrik "Kriegstote 1945", unter 30. April).

Von 1945 bis 1989 lag Černá Řeka, wie es nun hieß, in der Grenzzone und war praktisch unzugänglich. An der Hauptstraße erichtete man aber um 1960 eine neue Siedlung. Von 1952 bis 1960 war Černá Řeka eine eigenständige Gemeinde (obec), wurde aber bald der Gemeinde Klenčí pod Čerchovem (Klentsch) zugeschlagen. Heute sieht das Dörflein ganz gut aus und ist vom Arnstein bei Waldmünchen aus schnell zu erreichen; wer von dort aus über den Weiher von Ober-Haselbach vorstößt, sollte vor allem auf die bis zu drei Fahrspuren der ehemaligen Post- und Heeresstraße achten.

Karl Klein, der aus Wassersuppen stammende Heimatkundler, berichtet: Die „Schwoarzbacher“ konnten sich über den Spitznamen „Stehkragen“ ärgern. Als Nachfahren von Glasmachern bildeten sie sich anscheinend etwas mehr ein als die übrigen bäuerlichen Bewohner des Kirchspiels. Ihre Vornehmheit brachten sie durch das Tragen einer mehr städtischen Kleidung zum Ausdruck: Die Männer trugen gern die modischen hohen Stehkragen. Wohl nach dem Sprichwort: „Kleider machen Leute“ glaubte vielleicht der eine oder andere Schwarzbacher, so ein bocksteifer Gurgeldrücker (so schrieb Karl Klein unnachahmlich) trage mehr zur Hebung seiner Persönlichkeit bei, legte damit aber den Grundstein für den Dorfspitznamen „Stehkragen“. Dieser Name war stets der Aufhänger für Neckereien im Wirtshaus: „D’Schwoarzbacher Boum toun ogeb’n hoalt gern, drum troagns a an Stehkroagn wöi die noblich’n Herrn.“  Auf Hochdeutsch: "Die Burschen vom Schwarzbach geben gerne an; deshalb tragen sie einen Stehkragen wie die adeligen Herrschaften." Am meisten aber ärgerten sich die Sophienthaler, wenn sie jemand nach dem Zweck des neben dem Feuerwehrgerätehaus stehenden Schlauchtrockenturms fragte. Spötter behaupteten nämlich, dieser Turm werde ausschließlich zum Trocknen der gewaschenen Stehkrägen benützt. Wegen ihrer Feuerwehr wurden die Schwarzbacher ebenfalls gehänselt: Als sie einmal in der Nacht zu einem Brand gerufen wurden, verwechselten sie im Eifer des Gefechts den Feuerwehrwagen mit dem Leichenwagen und kamen mit diesem sicher ungeeigneten Hilfsmittel zum Brandort.