Nepomuk (Capartice)

© Dr. Markus Gruber

Folgt man der ersten Erwähnung von Nepomuk-Capartice im Kataster von 1713, so wurde das Dorf im Jahre 1695 "aus pur herrschaftlichen Waldungen" der Grafen von Stadion gegründet, also nahezu zeitgleich mit Jindřichova Hora (Heinrichsberg) und Gibacht (Pozorka). Der tschechische Ortsname scheint auf die Armut der ersten Siedler hinzuweisen, die nur Fetzen am Leib trugen. "capart" heißt aber auch der "Wicht, Bengel", wovon ausgehend man einen Bezug zum deutschen Ortsnamen herstellen könnte: "Pumuckl" ist ein seit jeher gebräuchlicher Kosename für "Nepomuk" und wurde bekanntlich Name eines Kobolds. Jedoch kann der Eigenname Nepomuk an und für sich natürlich auch auf Johannes Nepomuk (ca. 1350 bis 1393) verweisen, den böhmischen Nationalheiligen, der im Jahre 1729 heiliggesprochen wurde und in dieser Zeit, als das Dörflein im Wachsen begriffen war, besonders verehrt wurde. Im nahen Wassersuppen (Nemanice) steht die Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk.

Die ersten acht deutschen Siedler waren Augustin Zipperer, Maria Zipperin, Hans Pylmayer, Hans Pylmayer der Ältere, Hans Glaser, Hans Seidl, Georg Waczlav, Wolfgang Pohmann. Sie bekamen etwas Land und jeder zwei Stück Vieh. Im Jahre 1789 hatte Nepomuk 12 Hausnummern, im Jahre 1839 hatte das Dorf 17 Häuser mit 181 Einwohnern und 1930 schließlich 183 Bewohner in 28 Häusern. Obwohl deutsch besiedelt, gehörte Nepomuk sowohl kirchlich als auch politisch zu Klentsch (Klenčí pod Čerchovem), das überwiegend tschechisch war: Nepomuk befand sich genau an der deutsch-tschechischen Sprachgrenze und markiert im gesamten Sudetenland die Stelle, bis zu der sich die Tschechen (speziell die Choden) am weitesten nach Westen hin ausgebreitet hatten. Nepomuk-Capartice ist also ein ganz besonderer Ort.

Ein wichtiger Einschnitt für die Entwicklung des Dorfes kam mit dem Bau der neuen Hauptstraße von Waldmünchen über Haselbach (Lísková) und Sophienthal (Černá Řeka) nach Klentsch, die über den 720 Meter hohen Pass bei Nepomuk führte. Denn jetzt war Nepomuk eine bekannte Station der belebten Straße, auf welcher der Transitverkehr nach Bayern, Frankreich und Italien für Güter wie Salz, Glas und Wolle lief. Beim Bau dieser Straße wurden wertvolle Kristallsteine gefunden (siehe unten). Während der Sudetenkrise im Jahre 1938 errichtete die tschechoslowakische Armee auf dem Pass Verteidigungsstellungen gegen die erwartete deutsche Invasion. In den 1930er Jahren gab es neben der deutschen Schule auch eine tschechische Minderheitenschule, auch entstand an der Hauptstraße eine kleine „tschechische Siedlung“ Bedeutendster Arbeitgeber war das Sägewerk Mack, das gegenüber dem heutigen Wanderparkplatz stand. Die Villa der Besitzer stand noch bis vor wenigen Jahren als Ruine und ist mittlerweile vollkommen abgetragen, wie auch das Werk selbst. Von 1938 bis 1945 gehörte Nepomuk zum Landkreis Waldmünchen und zum Deutschen Reich, die Landesgrenze war nun bei Draženov. Ende April 1945 kam es bei Sophienthal (Černá Řeka) und Nepomuk zu schweren Kämpfen zwischen der US-Armee und der Wehrmacht; im unmittelbaren Umkreis von Nepomuk-Capartice befinden sich noch mehrere Soldatengräber. Die Amerikaner befreiten nach dem Durchbruch bei Nepomuk am 1. Mai 1945 die Orte Díly, Klentsch und Chodov. Nach 1946 lag Capartice in der Grenzzone und war für Besucher kaum zugänglich. Die im Jahre 1897 errichtete Dorfkapelle St. Nepomuk verfiel und wurde abgetragen. Im Jahre 2008 wurde an dieser Stelle eine neue, fast identisch aussehende Kapelle geweiht, bei der alljährlich im Mai eine Messe und Kirchweih (tschechisch pout’) begangen wird. Wie überall in der Grenzzone wurden in den 1950er Jahren auch in Nepomuk viele Häuser abgerissen; im Jahre 2011 standen hier 15 Häuser, in denen 24 ständige Bewohner gemeldet sind. Im Dorfbereich finden sich verschiedene kleinere Wochenendhäuser, nicht zuletzt deshalb, weil Nepomuk für Wander- und Skilanglauftouren über das Haltravagebirge und zum Čerchov ein idealer Ausgangspunkt ist.

Weitere historische und aktuelle Fotos von Nepomuk-Capartice gibt es hier: http://www.zanikleobce.cz/index.php?obec=16915


"...der Stein ist mehr wert als die Kuh": Kristall-Funde bei Nepomuk (Capartice) in alter Zeit

 

Beim Bau der Straße Waldmünchen-Haselbach-Klentsch wurden um 1820 ungewöhnlich große Kristallsteine, sogenannte Rauchtopase, gefunden. Karl Klein, der aus Wassersuppen (Nemanice) stammende Heimatkundler, berichtete in „Glaube und Heimat“ Heft 18 (1974), S.768f.: „Da hat einmal ein Bauer aus Nepomuk auf seinem Felde an einem solchen Stein die Pflugschar abgebrochen. Wie er den Stein ausgraben wollte, sah er, dass von ihm ein heller Schein ausging. Da nahm er ihn mit heim. Hier lag der Stein unter der Bodenstiege, bis im Herbst das Kraut eingemacht wurde. Das wurde nun mit dem glänzenden Stein beschwert, weil dessen Besitzer nicht wusste, was er Besseres damit anfangen sollte. Im nächsten Frühjahr hatte der Nepomuker einen Gang zum Kreisamt Klattau. Weil er meinte, der Stein könnte am Ende doch was wert sein, hieb er mit dem Hammer eine Ecke davon ab und zeigte den Stein dem Klattauer Goldschmied. Der wunderte sich darüber, wie der Bauer zu dem wertvollen Steine komme. Da erzählte er ihm, dass das Steinlein nur eine kleine Probe sei. „Daheim“, sagte er und lachte dabei, „ja da hab ich ein Trumm, das wiegt einen Viertel Zentner; er dient uns derweil als Krautstein.“ Der Goldschmied verhalft ihm zu einem Käufer, der eine große Summe für den Stein hergab, und die beiden teilten sich den Preis. Aus dem Topas wurde ein prachtvoller Pokal geschnitten, der noch heute im böhmischen Museum in Prag zu sehen ist. Der Bauer verkaufte nun sein Häusl mit den paar Strich Grund und kaufte mit dem Erlös von dem Stein in Klentsch ein größeres Anwesen.“

 

Karl Klein schreibt weiter, dass auch auf einem Feld im nahe Postrekov (Possigkau) im 17. Jahrhundert ein edler Stein gefunden worden sei, dem man den Namen „Glaserz“ gegeben habe. So sei ein launiger Spruch entstanden: „Da hebt ein Bauer einen Stein auf und wirft ihn nach der Kuh, und der Stein ist mehr wert als die Kuh.“ Und Karl Klein selbst hat auf seinem eigenen Grundstück in Wassersuppen (Nemanice) Bruchstücke von Rauchtopaskristallen gefunden.