Kaplička (Kapellen) am Hirschstein (Starý Herštejn)

© Dr. Markus Gruber

Die kleine Siedlung Kaplička (Kapellen) am Hirschstein (Starý Herštejn) war zuletzt, bis 1946, eine Einsiedelei und ein Forsthaus, das als Nr. 38 zu Neubäuhütten (Novosedelské Hutě) gehörte. Ursprünglich aber befand sich dort wohl die Klause eines Eremiten des Klosters Stockau (Pivon), das für die Besiedelung der gesamten Region von großer Bedeutung war. Dann soll Pfarrer Johann Ludwig Steyer (nicht "Steiner") aus Klentsch 1692 dort eine Kapelle erbaut haben. Diese wurde zunächst überwiegend aus Lehm und Holzbohlen gebaut (nur der Chor war aus Stein) und beherbergte ein Bild der Klattauer Madonna. Die Kapelle war zu Ehren Mariä Heimsuchung geweiht („Visitatio beatae Mariae Virginis“). Später erbaute der Maurermeister Adam Benda die Kapelle neu und ganz aus Stein, und 1760 übersandte der Generalvikar und Bischof von Prag zwei Portatile (Tragaltäre) mit Reliquien des Heiligen Felician und der Heiligen Justina in die damalige Pfarrei Klentsch: Eines für die Mauthauser Waldkapelle und eines für die Kapelle von Thranov (Chodenschloss). Trotz ihrer Bedeutung wurde die Kapelle durch die Säkularisation 1787 beseitigt. Die Waldkapelle Mariä Heimsuchung  stand in enger Verbindung zur Pfarrkirche Wassersuppen (Nemanice). Nach der Aufhebung der Kapelle 1787 wurde zwar das Gnadenbild nach Wassersuppen gebracht, doch gab es weiterhin eine Wallfahrt zur alten Waldkapelle. Vor allem am ersten Sonntag des Monats Juli, dem Patroziniumstag der Pfarrei Wassersuppen, zogen Pilger zum uralten Ort des Marienheiligtums "Kapellen" hoch droben im Wald am Hirschstein. Nach dem Abriss der Kapelle ließ die Herrschaft Kauth-Chodenschloss dort 1788 ein Forsthaus errichten.

Diese Einsiedelei wurde nach 1945 abgerissen. An den einst bewohnten Ort erinnert ein Gedenkstock, der im Jahre 2008 zu Ehren des Heiligen Eustachius geweiht wurde: Das Innenbild zeigt den Schutzpatron der Jäger zusammen mit einem Hirsch und im Hintergrund den Gedenkstock selbst, gewissermaßen in einer Spiegelung. Durch den Gedenkstock wird, auch wenn der beschreibende Text dies nicht erwähnt, darauf verwiesen, dass hier bis in die frühe Nachkriegszeit ein Forsthaus stand. Viel wichtiger aber wäre eine Erwähnung der alten Wallfahrtskapelle, von der die Einsiedelei ja ihren Namen bekommen hatte, sowie der Bezug zur Pfarrkirche Wassersuppen (Nemanice).