"Verstorben im Lazarett": Todesfälle deutscher Soldaten im Lazarett Klenčí pod Čerchovem (Klentsch) sowie den umliegenden Lazaratten im Jahre 1945
© Dr. Markus Gruber
Auch Nachträge zu meinem im August 2017 erschienenen Buch „Endkampf im Böhmerwald“ sollen auf dieser Internetseite veröffentlicht werden. Nachforschungen im „Staatlichen Kreisarchiv Domažlice“ (Státní okresní archiv Domažlice) brachten neue Erkenntnisse zu den militärisch bedingten Todesfällen bei Kriegsende 1945 im tschechisch-deutschen Grenzgebiet zwischen Waldmünchen, Klentsch (Klenčí pod Čerchovem) und Taus (Domažlice): Die Anzahl der Toten muss, so ist leider zu sagen, weiterhin nach oben korrigiert werden. Auch Todesorte und Gräber lassen sich nun näher bestimmen. So existieren im Umfeld von Nepomuk (Capartice) und Výhledy ein Gruppengrab mit drei Toten sowie vier Einzelgräber deutscher Soldaten, die hier zwischen dem 28. und dem 30. April 1945 gefallen sind. Näheres hierzu wird demnächst hier veröffentlicht werden.
Zunächst aber sei hier ein Thema behandelt, das leicht in Vergessenheit gerät: Das Schicksal der in den Lazaretten verstorbenen Soldaten. Vor allem zum Lazarett Klenčí pod Čerchovem lassen sich nun nähere Angaben machen. Hier befand sich seit November 1944 in der heutigen Schule (Hauptstraße Ortsdurchfahrt) ein Lazarett der Wehrmacht für Soldaten, die an den Fronten verwundet worden waren und hier genesen sollten, um bald wieder dem Vernichtungskrieg zur Verfügung zu stehen. Auch Baracken in der Nähe des Friedhofs sollen Verwundete beherbergt haben. Klentsch war offenbar Außenstelle des Lazaretts Furth im Wald, das eine Kapazität von 770 Betten hatte (die Lage von Furth am Durchgangspass nach Böhmen und an der Hauptbahnlinie in Richtung Pilsen-Prag machte die Stadt zu einem günstigen Ort für die Einrichtung eines Lazaretts). Neben Klentsch befanden sich weitere Teillazarette auch in den tschechischen Orten Chodov (Meigelshof), Babylon und Česká Kubice (Böhmisch Kubitzen). Die nächsten größeren Lazarette waren Klatovy (Klattau) und Waldmünchen. In der Kreisstadt Waldmünchen wurden verwundete Wehrmachtangehörige in der Mädchenschule (heute Berufsschule) gepflegt, während die Knabenschule (zur Zeit in Renovierung) kurzzeitig Verwundete der SS beherbergte. Auch im Ortsteil Herzogau war im Grenzlandhotel ein Lazarett eingerichtet worden, welches „gemischt“ war. Als sich die 90th US Infantry Division Waldmünchen näherte, evakuierten die örtlichen Stellen auf Veranlassung von Dr. Winkler die Patienten vor allem nach Klentsch, wohl erst am 25. April, dem Tag vor der Eroberung Waldmünchens.
1) Lazarett Klenčí pod Čerchovem (Klentsch)
Was speziell Klentsch betrifft, so verstarben hier zwischen Februar und Juli 1945 im Lazarett insgesamt 14 Verwundete. Alle wurden auf dem örtlichen Pfarrfriedhof bestattet und ruhen in Einzelgräbern nebeneinander entlang einer der Friedhofsmauern. Die Gräber wurden nicht gekennzeichnet und sind mittlerweile wohl von Zivilgräbern überbaut worden.
Die Namen und Daten der Verstorbenen entstammen der Datenbank des Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., der Sterbematrikel der Pfarrei Klenčí pod Čerchovem (Ort Klentsch, Buch III) sowie dem Aktenbestand des SoKA Domažlice (MNV Klenčí pod Čerchovem, i.č. 157).
Nach dem Todesdatum geordnet lauten die Namen wie folgt:
Mindestens zwei Verstorbene gehörten zur 11. Panzerdivision:
Es lässt sich nicht restlos klären, ob der 4. Mai das tatsächliche Todesdatum oder das Datum der Beerdigung im Friedhof Klenci (Klentsch) war. So auch bei den weiteren Fällen, bei denen zudem ein unmittelbarer Bezug zu den Kämpfen (derzeit, Stand September 2024) unklar ist:
Soweit die Sterbefälle des Lazaretts Klentsch. Unklar bleibt (bis auf den Fall Hartmann), wie viele derjenigen, die noch ab dem 4. Mai verstarben, Opfer der örtlichen Kampfhandlungen geworden waren.
2) Lazarett Chodov (Meigelshof)
Für das Teillazarett Meigelshof (Chodov) lässt sich ein weiterer Todesfall belegen:
Thomas Philipp, der auch Philipp Thomas geheißen haben könnte, wurde vermutlich auf dem Pfarrfriedhof des Nachbarortes Thranov
(Chodenschloß) bestattet. Diese Vermutung liegt insofern nahe, als Chodov keinen eigenen Friedhof hatte.
Im Jahre 2005 konnte der Volksbund Kriegsgräberfürsorge im Friedhof Thranov einen toten deutschen Soldaten exhumieren und auf die zentrale Kriegsgräberstätte Marienbad (Mariánské
Lázně) überführen, bei dem es sich vielleicht um den bereits 46-jährigen Obergefreiten Thomas Philipp handelte.
Zusatz: Dokumente der tschechischen Verwaltung aus der frühen Nachkriegszeit weisen für den Friedhof Trhanov jedoch zwei oder sogar drei deutsche Soldatengräber aus.
In einem ruht mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit der folgende Tote:
Informationen zu den Sterbefällen der anderen Lazarette folgen hier zu gegebener Zeit.